THE LAST DAY
12 fotografische Tableaus
Ausstellung im Kunsthistorischen Museum Wien, März 2018 bis September 2019
Im Rahmen von ‚Ganymed Nature’, einem Projekt von Jacqueline Kornmüller und Peter Wolf im Kunsthistorischen Museum Wien, entstanden zwölf fotografische Tableaus. Natur dringt in die Räume des Kunsthistorischen Museums ein. Im Laufe der Beschäftigung mit den Natursegmenten, die ich einarbeiten wollte, ist der Naturraum immer mehr zum Kultur- und Geschichtsraum geworden. Der Mensch hat sich unwiderruflich in die Natur eingeschrieben.
Die oberflächlich sichtbaren Landschaften sind Zeugen und Bewahrer geschichtlicher Ereignisse. In der Annahme, dass Natur Geschehenes allmählich zum Verschwinden bringe, wird diese auch zum politischen Motiv. Die Schichten des Bodens enthalten den Abdruck frühzeitlicher Ansiedelungen, aber auch den von Eroberungen, von kriegerischen Auseinandersetzungen bis hin zu politisch und religiös motivierten Massakern. Diese Landschaftsfragmente, als mögliche Träger der vom Menschen gemachten Geschichte, dringen in die Räume des Kunsthistorischen Museums ein. Es entsteht ein visueller Dialog zwischen den beiden Ebenen. Ohne dass geschichtliche Ereignisse genau benannt würden, sollen sich in den Betrachter*innen Gedankenbilder ereignen. So kann zum Beispiel das Meer einerseits mit seinem naturkatastrophenartigen Aufbäumen infolge eines sich vollziehenden Klimawandels und andererseits als Fluchtweg tausender Ertrunkener, die auf der Suche nach einem friedlichen Leben waren, nicht mehr so betrachtet werden wie vor einigen Jahrzehnten. Andere innere Bilder können durch das Aufeinandertreffen mit Gemälden oder Skulpturen und deren historischen Inhalten entstehen. Dargestellte Mythen etwa als Sinnbild für die Überwindung der animalischen Natur durch die menschliche Vernunft. In den fotografischen Tableaus von THE LAST DAY spüre ich diesen Gedanken nach. Orte von tief unter der Erde liegenden frühesten Besiedelungen, teilweise noch sichtbare Spuren des Holocaust, aber auch idyllische Landschaften – alle sind sie Zeugen vergessener Geschehnisse. In diesem visuellen Feld der Durchdringung gegensätzlicher Abbilder von Kulturen mögen sich für die Betrachter*innen Gedankenräume öffnen, denen Gewalt und Wut, Erinnerung und Anklage genauso innewohnen, wie Innehalten und Versöhnung.
Natur als Kultur- und Geschichtsraum.